Bewerbungsprozess und andere Hürden - Mein Weg zum Schauspielstudium im UK

Für den Bewerbungsprozess im Bereich „Schauspiel“ im UK braucht man nicht nur Ausdauer und Durchsetzungsvermögen, sondern leider auch Erspartes und eine sehr dicke Haut. Bewerbungsprozesse finden das ganze Jahr über statt, deswegen ist die Anzahl der Bewerber SEHR hoch und die Chance reinzukommen umso geringer. Es werden durchschnittlich - abhängig von der Universität - 10-25 Studenten aufgenommen.


Je früher man sich bewirbt, desto besser, denn die Deadlines sind meistens im Februar oder März. Früheres Anmelden heißt nämlich, man bekommt einen früheren Time Slot, der einem sehr helfen kann; denn gegen Ende der Auditions haben die Universitäten meistens schon eine Anzahl an Studenten aufgenommen und suchen nur mehr ganz spezifische Typen, die gut zu den bereits Aufgenommenen passen.

 

Der Bewerbungsprozess


Ich habe mich für 15 unterschiedliche Universitäten angemeldet. Man darf sich jedoch von den Bezeichnungen nicht verwirren lassen, denn die MA (Master of Arts) und MFA (Master of Fine Arts) Kurse rund ums Schauspielen heißen nicht immer gleich. Jede Universität verlangt für die Anmeldung Referenzschreiben von zwei bisherigen Tutoren, ein Motivationsschreiben, einen künstlerischen Lebenslauf, einen Nachweis des Bachelorabschlusses oder Gleichwertiges und ein positives IELTS (Englisch-Sprachtest; mehr dazu hier) Resultat. Der zu erreichende Score beim IELTS variiert leicht zwischen den Universitäten. Sollte man seinen Bachelor noch nicht abgeschlossen und noch keinen IELTS Test gemacht haben, ist das kein Problem und man kann sich trotzdem anmelden. Es reicht, den Universitäten eine E-Mail zu schreiben.


Alle Bewerbungen finden über das Internet statt, außerdem wird dabei eine Gebühr von 40-70 Pounds verlangt, die man nicht zurückbekommt, unabhängig vom Aufnahmeergebnis. Nach Durchsicht der Unterlagen entscheidet die Universität, ob man zu einer Audition, einer Aufnahmeprüfung an der Universität, eingeladen wird. Ob man sich das Datum zur Audition aussuchen kann oder nicht, ist von Uni zu Uni verschieden. Dabei darf man die Kosten für Flüge, Unterkünfte und sonstige Ausgaben für die Auditions vor Ort nicht vergessen.

Hier ist eine kleine Liste der Universitäten, an denen ich mich für Schauspiel beworben habe:

  • RADA – MA / MFA Theater Lab

  • Lamda – MFA Classical Acting For The Professional Theatre  

  • Mountview – MA Acting – Performance

  • East 15- MA Acting

  • Rose Bruford College- MA / MFA International Theater Practice and Performance

  • Bristol Old Vic- MFA Professional Acting

  • Conservatoire of Scotland – MA Classic and Contemporary Text

  • Guildford – MA Acting

  • Conservatoire of Birmingham-MA /MFA Acting

  • Royal Welsh (Cardiff) – MA Acting For Screen, Stage, Radio

  • CSSD- MA Acting For Screen

Die Grundbasis aller Zweige ist Schauspiel, auch wenn die Bezeichnungen dies nicht genauso artikulieren.


Vorzubereiten ist immer folgendes:

  • Ein Shakespeare Monolog (Klassiker)

  • Ein in den letzten 20 Jahren geschriebener Monolog (Modern)

  • Manchmal auch ein Lied.

  • Manchmal auch ein darauffolgendes Gespräch.

  • Manchmal muss man einen zugeteilten Text vor Ort lesen.

  • Genauere Angaben werden einem aber immer zugeschickt.

Meine persönlichen Erfahrungen bei den Auditions:


Meine ersten 6 Aufnahmeprüfungen waren alle ein klares „NEIN“. Ich kam in den Raum, habe beide Monologe gespielt und wurde wieder rausgeschickt. So ging es aber allen. Die Jury hat nicht länger als 5 Minuten mit einem verbracht.


Bei anderen Universitäten hatte ich jedoch mehr Glück, denn es wurde ein halber Tag mit einer großen Gruppe zusammengearbeitet. Dann wurden die besten ausgewählt, ein sogenannter „Recall“, und anschließend wurde am Nachmittag weitergearbeitet. Glücklicherweise hatte ich mehrere solcher „Recalls“ und konnte mein Talent unter Beweis stellen.


Grundsätzlich kann man sagen, dass man nie weiß, was einen erwartet. Man muss einfach in der Situation damit umgehen können, was einem geboten wird. Das Vorsprechen kann alleine vor einer Jury oder vor allen anderen stattfinden oder man muss in kleinen Gruppen vor einander spielen. Die Anzahl der Jurymitglieder variiert ebenfalls. Manchmal sitzen 10 Leute in einem Raum, die einem zuschauen oder man spielt nur vor zwei Personen. Einige Jurymitglieder arbeiten mit den Kandidaten, andere wiederum gar nicht. Manchmal stellen Jurymitglieder schwierige Aufgaben, mit denen man komplett überfordert ist oder sie ändern nur Kleinigkeiten. Manche wollen, dass man eine Tragödie in eine Komödie verwandelt oder sie verlangen, dass man sofort zu weinen beginnt. Die Aufgabenstellungen waren immer wieder eine Überraschung.


Das einzige, das mich gerettet hat, war die Vorbereitung. Den Text in und auswendig zu beherrschen, genau zu wissen, worum es in dem Stück geht, sich sprachlich und körperlich aufzuwärmen, bevor man den Vorsprechsaal, Bühne, Raum oder desgleichen betritt UND ein 190%iger Ehrgeiz haben dazu gehört. Wenn man diese intensive Vorbereitung nicht aufbringt, ist es nur verschwendete Zeit, Geld und unnötige Frustration.

Was passiert nach der Aufnahmeprüfung?


Nach der absolvierten Aufnahmeprüfung gibt es vier mögliche Szenarien:

  • Du bekommst im Laufe der nächsten 2 Wochen eine Absage

  • Du wirst zu einem Recall eingeladen

  • Du wirst auf die Warteliste gesetzt

  • Du bekommst sofort einen Platz  

Ich habe alle Szenarien erleben dürfen und im Endeffekt hat es bei mir geklappt und ich darf meine absolute Leidenschaft zu meinem Beruf machen. Es wird nicht umsonst „Die Traumfabrik“ genannt.

Ein Blogeintrag von Teresa Hermann. Teresa studiert derzeit MFA International Theater Practice And Performance am Rose Bruford College.